„Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen “ von Philippa Perry – Buchrezension

von | 23. September 2020

Philippa Perry zeigt, wie die Beziehung zwischen Eltern und Kindern gelingen kann

Viele Eltern erleben, dass sie sich in angespannten und stressigen Situationen mit ihren Kindern immer wieder so verhalten, wie sie es nie wollten. Wenn ich in meinen Beratungen mit den Eltern untersuche, was der Grund dafür ist, sind es oft die schmerzlichen Erfahrungen aus der eigenen Kindheit, die dazwischen funken.

Das sehr persönliche Buch der erfahrenen Psychotherapeutin Philippa Perry stellt dar, wie wir die schmerzlichen Erfahrungen aus der eigenen Kindheit nicht weitergeben, sondern heilen. Und sie zeigt, wie die Beziehung zwischen Eltern und Kindern gelingen kann. Immer wieder rät die Autorin: Schauen Sie nicht nur auf das Kind, sondern auch auf sich selbst.

Elterliches Erbe – was uns in der Beziehung zu unseren Kinder im Weg steht

Philippa Perry schreibt, dass die Erwartungen der Eltern an ihre Kinder und die Ängste um sie weniger mit den Kindern, sondern  mehr mit den Eltern selbst zu tun haben: mit dem Mangel an Vertrauen, dem eigenen Pessimismus und der Angst, von den eigenen Gefühlen überwältigt zu werden. Vieles davon liegt in unserem Unterbewusstsein, so dass wir manchmal ganz überrascht sind, warum wir so heftig reagieren. Wir reagieren z.B. mit Wut oder einer anderen starken Emotion auf unser Kind, weil sein Verhalten ein altes Gefühl der Verzweiflung, der Einsamkeit oder der Bedürftigkeit in uns auslöst, das wir sorgsam weggeschlossen hatten. Diese starken emotionalen Ausbrüche schwächen die Beziehung zu unseren Kindern. In dem Buch gibt es viele Übungen zur Selbstreflexion. Um das, was wir selbst erfahren haben, nicht an die nächste Generation weiterzugeben, empfiehlt Philippa Perry z.B. folgende Übung:

„Fragen Sie sich selbst, welches Verhalten Ihres Kindes die stärkste negative Reaktion in Ihnen auslöst. Was ist mit Ihnen als Kind passiert, als Sie das gleiche Verhalten zeigten?“

Was braucht das Kind für seine seelische Gesundheit

Mit das Wichtigste für die seelische Gesundheit eines Kindes ist für Philippa Perry ein starkes Band zwischen Eltern und Kind. Diese starke Bindung entsteht durch gegenseitiges Geben und Nehmen. Sie schreibt, dass ihrer Meinung nach die glücklichsten Eltern diejenigen sind, die bereit sind, von ihren Kindern zu lernen und ihre eigene Perspektive durch die ihrer Kinder zu erweitern. Auch zu diesem Thema gibt sie viele alltagstaugliche Beispiele und Übungen. Können Kinder in der Beziehung zu ihren Eltern keinen Beitrag leisten und sich dadurch wertvoll für ihre Eltern fühlen, fühlen sie sich „verzweifelt, isoliert und werden rebellisch“. Deshalb ist es für eine gelingende Beziehung zwischen Eltern und Kindern so wichtig, dass Eltern Ideen von ihren Kindern aufnehmen und sich von ihnen beeinflussen lassen.

Neben der Bindung und der gegenseitigen Beeinflussung beschreibt Philippa Perry noch viele weitere Voraussetzungen für die seelische Gesundheit von Kindern: die Grundstimmung der Kinder, der Schlaf, die Ablösung der Kinder von den Eltern, das freie Spiel und noch einige mehr.

Fazit

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, da Perry mein Herzensthema Erziehung auf Augenhöhe sehr ausführlich und mit vielen lebensnahen Beispielen beleuchtet. Sehr lebendig erzählt sie Fallgeschichten aus ihrer eigenen Familie und aus ihrer psychotherapeutischen Praxis und spannt dabei einen Bogen von der Geburt bis zum Teenager. Man erfährt, wie man sich selbst und der eigenen Geschichte auf die Spur kommen kann. Immer wieder betont Philippa Perry, dass es nicht darauf ankommt, als Eltern perfekt zu sein und keine Fehler zu machen, sondern darauf, aus den Fehlern zu lernen.

Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen“ – ich bin sicher, sowohl ich als auch meine Eltern hätten davon profitiert, wenn sie dieses Buch gelesen hätten!

Literatur
Philippa Perry, Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen, Berlin 52020

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