„Was tun, wenn mein Kind nicht auf mich hört?“ Diese Frage beschäftigt nicht wenige Mütter und Väter. Alle Eltern kennen es, dass ihr Kind mal keine Lust hat, die Zähne zu putzen. Häufen sich diese Situationen, fühlen sich viele ratlos.
Viele Eltern setzen sich heute mit dem Thema Erziehung auseinander, z.B. weil sie ihre Kinder anders erziehen möchten, als sie es selber erlebt haben. Erziehung auf Augenhöhe, beziehungs- und bindungsorientierte Erziehung, Beziehung statt Erziehung – solange es gut läuft und die Kinder mitmachen, lassen sich neue Ideen gut umsetzen. Doch wenn Kinder energisch Nein sagen oder sich weigern, das zu tun, was wir uns wünschen, vielleicht auch noch wütend werden, dann besteht die Gefahr, dass wir aus Hilflosigkeit in alte, autoritäre Erziehungsmuster verfallen.
Der wichtigste Schritt ist es, sich klar zu machen, dass Kinder ihre Eltern nicht ärgern oder provozieren wollen. Hört ein Kind nicht auf seine Eltern, hat es immer einen guten Grund dazu, auch wenn es manchmal anders aussieht.
Die Gründe dafür, warum ein Kind nicht kooperiert, sind sehr vielfältig. Statt zu schimpfen oder zu strafen ist es viel hilfreicher, den Grund dafür herauszufinden. Wenn ich schimpfe oder strafe, wirkt das nur kurzfristig und schadet dem Selbstwertgefühl des Kindes und der Beziehung zwischen Eltern und Kindern.
7 Gründe, warum ein Kind nicht hört
1. Ganz praktisch
Kinder sind meistens sehr vertieft in ihr Spiel. Um sie zu erreichen, sollte man Augenkontakt mit ihnen herstellen und langsam und in kurzen Sätzen freundlich und bestimmt sagen, was man von ihnen will.
2. Unerfülltes Grundbedürfnis
Bei Hunger und Müdigkeit gelingt es Kindern in der Regel nicht mehr, mit uns zu kooperieren. Auch wir Erwachsenen sind häufig schlecht gelaunt, wenn wir hungrig oder übermüdet sind.
3. Überforderung
Kinder sind im Alltag oft überfordert. Wenn wir Aufgaben in kleinere Schritte einteilen und z.B. erst mal zusammen alle Bauklötze aufräumen oder das Arbeitsblatt mit 25 Matheaufgaben in fünfer Pakete einteilen, fällt es Kindern leichter, sich auf die Aufgaben einzulassen.
4. Nachahmung
Ich erlebe es im Alltag immer wieder, dass Eltern in einem sehr unfreundlichen Ton mit ihren Kindern sprechen und gleichzeitig erwarten, dass ihre Kinder freundlich sind. Kinder ahmen uns nach. Wenn wir Erwachsenen schnell laut und gereizt sind, sind sie es auch.
5. Grenzen überschreiten
Kinder sind bereit zu kooperieren, gleichzeitig haben sie aber ein starkes Streben nach Autonomie. Dieses ist wichtig, um nach und nach selbständig zu werden. Wenn wir unserem Kind z.B. immer wieder gegen seinen Willen etwas anziehen, beginnt es irgendwann, sich gegen diese Grenzüberschreitungen zu wehren.
6. Sagen wir zu oft Nein?
Je seltener wir Nein sagen, umso eindrucksvoller ist unser Nein. Beobachtet euch mal, wie oft ihr Nein sagt und fragt euch, ob das Nein wirklich notwendig ist, z.B. weil Verletzungsgefahr besteht.
7. Zu wenig Aufmerksamkeit
Bekommen Kinder zu wenig Aufmerksamkeit, kann es sein, dass sie nicht mehr auf uns hören und vielleicht sogar das Gegenteil von dem tun, was wir von ihnen verlangen. Damit machen sie uns darauf aufmerksam, dass sie zuwenig gesehen werden und unsere Aufmerksamkeit brauchen. Mit Aufmerksamkeit ist gemeint, dass wir uns für unsere Kinder interessieren und sie mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Grenzen wahr- und ernst nehmen. Einen Wunsch ernst nehmen bedeutet nicht, dass ich ihn auch erfüllen muss.
Wenden sich Kinder gegen uns oder von uns ab, ist das immer ein Zeichen dafür, dass ein Bedürfnis nicht befriedigt wurde. Spüren Kinder, dass wir uns für sie interessieren und ihre Bedürfnisse und Grenzen ernst nehmen, dann akzeptieren sie die Grenzen ihrer Eltern in der Regel und kooperieren.
Falls bei dir immer wieder die Situation auftritt, dass dein Kind nicht auf dich hört, finde den Grund dafür heraus. Wenn du nicht weiter kommst, kannst du dich gerne für eine professionelle Unterstützung an mich wenden.